10. österreichweite Tagung der Plattform Krisenintervention und Akutbetreuung
Krieglach, Freitag, dem 22.Juni 2012 bis Samstag, dem 23. Juni 2012

Im Veranstaltungszentrum Krieglach trafen 300 psychosoziale AkutbetreuerInnen aus ganz Österreich zusammen um sich dem (Tabu)Thema „psychosoziale Unterstützung von Angehörigen nach Suizid“ zu widmen und sich weiterzubilden. Die „Hausherrin“ Frau Bürgermeisterin DI Regina Schrittwieser, Bezirkshauptfrau Dr. Gabriele Budiman und Bundesrat Friedrich Reisinger hießen die TagungsteilnehmerInnen sehr herzlich in der Steiermark willkommen.
Wir durften namhafte ReferentInnen, wie Herrn Prof. Dr. Sonneck, DDr. Till, Prim. Dr. Katharina Purtscher, Dr. Barbara Juen, Dr. Carlos Watzka, Dr. Detlef Schwarz und Frau Mag. Barbara Radauer bei dieser Tagung begrüßen. „Psychosoziale Unterstützung von Angehörigen nach Suizid“ bedarf besonderem Wissen und Feingefühl. Wissen im allgemeinen zum Thema Suizid und der suizidalen Entwicklung, Wissen zu sozialen Bedingen als Basis des Verstehens und im Besonderen das Wissen im Umgang mit herausfordernden Themen in der Akutbetreuung. So sind AkutbetreuerInnen oftmals mit der Schuldfrage konfrontiert, mit Fragen auf die es keine Antworten gibt, mit Fragen von Kindern und Jugendlichen und mit Hindernissen in der Kommunikation durch viele Tabus, die es zu diesem Thema immer noch gibt.
Mit den Worten: „Wir wollen uns mit diesen Grenzerfahrungsthemen auseinandersetzen – Erfahrungen austauschen – uns besser vernetzen und kennenlernen – das feine Maß an Humor finden – und auf unsere eigenes Wohlergehen gut achten – das ist unser hohes Ziel: gemeinsam gehen wir es an!“ eröffnete der fachliche und operative Leiter Edwin Benko die zweitägige Veranstaltung. Er führte 300 TagungsteilnehmerInnen, Vortragende und Ehrengäste durch inhaltlich fordernde Tage, fand eine gute Ausgewogenheit zwischen ernsten und heiteren Moderationen und verlieh durch seine wertschätzende Art der Veranstaltung ihre Einzigartigkeit. Die Tagung näherte sich diesen Themenbereichen an und bot Zeit zum gegenseitigen Austausch und zur Reflexion.
Die psychosoziale Unterstützung von Angehörigen nach Suizid führt die Liste der 3 häufigsten Einsatzindikationen in der Steiermark an. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützen Menschen nach plötzlichen, unerwarteten, außerhalb der Vorstellungskraft liegenden Ereignissen, haben Zeit zum Zuhören, achten darauf, dass niemand alleine ist und aktivieren das soziale Netz. Dieser ehrenamtliche Dienst für den Menschen in einer akuten Notsituation zeigt den Betroffenen auf, dass jemand für sie da ist und ist oftmals Brückenbauer zu weiterführenden Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Die Familienangehörigen erleben durch die akute Betreuung und Begleitung der KIT-Teams, dass Reden und sich Hilfe holen entlastend sein kann. Die Hürde weiterführende Unterstützung durch Beratung und/oder Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, ist dadurch oftmals geringer.
Am Freitagabend feierten wir die 10. Österreichweite Tagung mit einem Empfang des Landeshauptmannes Mag. Franz Voves, in dessen Vertretung Landtagsabgeordneter Markus Zelisko den psychosozialen AkutbetreuerInnen für ihre wertvolle zum großen Teil ehrenamtliche Arbeit dankte. Bei einem guten Essen und anschließendem „Steirerball“ unter dem Motto: „ Pack die Lederhose und das Dirndl ein“ wurde bis Mitternacht getanzt, gespielt und gesungen. Die Tanzmusik „Waldheimat5“ und die Tanzgruppe des Trachtenverbandes Mürztal sorgten für gute Stimmung.
Um die Tagung nach informativen und anrührenden Vorträgen gut abschließen zu können, luden wir am Samstagmittag zu einer gemeinsamen Wanderung in Peter Roseggers Waldheimat ein. Der Aufstieg zum Geburtshaus wurde mit einer guten Jause Musik und einer Führung belohnt.
Die Vorträge der Veranstaltung:
Suizidale Entwicklung
em. o. Univ. Prof. Dr. Gernot SONNECK
Soziale Bedingungen von Selbsttötung in Österreich
Dr. Carlos WATZKA
Suizid im nahen Umfeld – Akutbetreuung für Kinder, Jugendliche und deren Familien
Prim. Dr. Katharina PURTSCHER-PENZ
Unterstützung von Hinterbliebenen in den ersten Stunden und Tagen nach Suizid
DDr. Wolfgang TILL
Bin ich Schuld? – Umgang mit der Schuldfrage in der Akutphase nach Suizid
Mag. Barbara RADAUER
Seelsorgliche Betreuung von Betroffenen nach Suizid - Rituale als Hilfe zur Lebensdeutung
Dr. Detlef SCHWARZ
Die Kommunikationssituation der Angehörigen nach Suizid: Stigmatisierung und Tabu
Dr. Barbara JUEN
Gedichte von Peter Rosegger
Der Fremde
Ein bisschen mehr Friede