LWZ: Erdbeben Japan - Aktuelle Lageinformation
Lageinformation Nr. 51
Erdbeben Japan: Lageinformation Nr. 51
Lageinformation des BMLFUW zu den in Japan vom Erdbeben betroffenen Kernkraftwerken
(Stand 5.4.2011 - 06:30 MESZ)
KKW Fukushima 1 Dai-ichi
Es ist bis jetzt nicht gelungen, das Leck im Kabelschacht, aus dem hoch kontaminiertes Wasser ungehindert aus Block 2 ins Meer gelangt, abzudichten. Es wurde Färbemittel in das Wasser geleitet, um die Leckagen und den Freisetzungspfad nachvollziehen zu können. Nach Medienberichten ist das eingefärbte Wasser jedoch nicht bei den Abflussausgängen am Meer angekommen. Es wird vermutet, dass es sich um mehrere Bruchstellen handelt. TEPCO zufolge soll heute damit begonnen werden, den Boden rund um den Schacht mittels Chemikalien zu verhärten, um ein Durchsickern des kontaminierten Wassers zu minimieren.
Die Betreiberfirma TEPCO plant außerdem mehrere Unterwasser-Barrieren zu errichten, um die Freisetzungen ins Meer zu vermindern.
Um möglichst schnell Lagerkapazitäten für das hoch kontaminierte Wasser aus dem Turbinengebäude von Block 2 zu schaffen, hat nach IAEA Meldungen die japanische Nuklearaufsichtsbehörde dem Betreiber TEPCO erlaubt, etwa 10.000 Tonnen schwach kontaminiertes Wasser aus der Anlage zur Behandlung radioaktiver Abfälle ins Meer zu leiten. Mit der Ableitung wurde am 4. April 12.00 UTC begonnen. Diese Notmaßnahme wurde trotz der 100-fachen Überschreitung des Grenzwertes für I-131 von der Aufsichtsbehörde genehmigt, um weitere Freisetzungen des hoch radioaktiven Wassers aus Block 2 ins Meer so schnell wie möglich zu unterbinden. Die japanische Aufsichtsbehörde erlaubt außerdem das Ableiten von schwach kontaminiertem Grundwasser (1.500 Tonnen) bei den Blöcken 5 und 6 ins Meer, um die notwendigen Geräte in den beiden Blöcken nicht zu gefährden. Auch diese Ableitung hat bereits begonnen.
In den Blöcken 1 bis 3 wurden die Vorbereitungsarbeiten zum Abpumpen des hoch kontaminierten Wassers aus den Turbinengebäuden fortgesetzt.
Es wird mit der Dauer von mehreren Monaten gerechnet, bis die Situation in Fukushima 1 Dai-ichi stabilisiert ist.
Block 1 bis 6 (IAEA, Stand 4.4.2011, 05:00 UTC)
Der aktuelle Status der Blöcke 1 bis 4 wurde in der Tabelle am Ende der Lageinformation zusammengefasst. Die Blöcke 5 und 6 sind gemäß IAEA in einem stabilen und sicheren Zustand.
Messwerte
Messwerte im Bereich der Anlage
Die Dosisleistungswerte am Anlagengelände sind im Wesentlichen unverändert (übliche Schwankungsbreite).
TEPCO und MEXT nahmen Meerwasser-Proben in Entfernungen von 30 m, 330 m, 15 km und 30 km vor der Küste. Die Messergebnisse zeigen eine großräumige Ausbreitung der radioaktiven Stoffe, die mittlerweile eindeutig dem Leck in Block 2 zugeschrieben werden können.
Aufgrund der zusätzlichen Einleitung von kontaminiertem Wasser sollen die Messungen von Produkten aus dem Meer intensiviert werden.
Messwerte aus Fukushima und den umliegenden Provinzen
Gemäß IAEA sind die Ortsdosisleistungsmesswerte in allen 45 Provinzen seit 23. März kontinuierlich fallend. Auch das japanische Strahlensfrühwarnsystem zeigt für die Provinz Ibaraki südlich von Fukushima und für die Region Tokio leicht sinkende Werte (Stand 05.04.2011, 06:00 MESZ).
Es wurde die Ortsdosisleistung innerhalb der 20 km-Zone gemessen (NISA). Dabei sind die höchsten Werte von 50 µSv/h nordwestlich von Fukushima Dai-ichi erhoben worden.
Messwerte aus Österreich (unverändert)
In Österreich sind aufgrund des KKW-Unfalls in Japan nach wie vor sehr geringe Mengen an radioaktiven Stoffen in der bodennahen Luft messbar. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und die Seiberdorf Labor GmbH verfügen über empfindliche Messgeräte, mit denen diese sehr geringen Aktivitäten bestimmt werden können.
Auf der Homepage des Lebensministeriums www.strahlenschutz.gv.at ist eine Zusammenstellung der Messwerte der AGES für Wien, Linz, Alt Prerau (NÖ), Klagenfurt, Graz, Straß (Stmk), Innsbruck und der Seibersdorf Labor GmbH für Seibersdorf (NÖ) zu finden. Die Werte liegen in derselben Größenordnung wie sie auch von anderen europäischen Staaten berichtet werden.
Auf Basis der vorliegenden Messwerte wurde abgeschätzt, zu welcher radioaktiven Belastung dies in der Umwelt und für die Bevölkerung führt. Die Abschätzungen zeigen, dass Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und auf die Umwelt ausgeschlossen werden können.
Maßnahmen
Weiterhin ist ein 20 km-Umkreis von Fukushima 1 evakuiert. Die IAEA rät Japan zur Evakuierung eines Ortes etwa 40 km im Nordwesten der Anlage (Iitate) aufgrund der nach wie vor hohen Messwerte. Nach einer Erstbeurteilung der IAEA wurden IAEA-Kriterien für die Evakuierung in diesem Ort überschritten. Laut Nachrichtensender NHK plant die japanische Nuklearaufsichtsbehörde NISA aber nicht die Ausweitung der Evakuierungszone.
Im Umkreis zwischen 20 und 30 km von Fukushima 1 wurde der Bevölkerung zuerst der Aufenthalt in Gebäuden und am 25.03. das Verlassen dieser Zone empfohlen.
Laut NHK wurde für Namie (ca. 30 km NW von Fukushima Dai-ichi) für den Zeitraum vom 23. März bis zum 3. April 2011 eine kumulative Dosis (unter der Annahme eines permanenten Aufenthaltes im Freien) von über 10 mSv eruiert.
Laut NHK sind vor der Küste von Ibaraki Sandaale mit einer I-131 Belastung von bis zu 4.080 Bq/kg gefangen worden. Derzeit gibt es in Japan noch keine Grenzwerte für Fleisch und Fisch.
Laut IAEA gelten nach wie vor für die Provinz Fukushima und die Provinzen Ibaraki, Tochigi und Chiba Einschränkungen für einzelne Lebensmittel. Einschränkungen für Trinkwasser bestehen seit 3. April nur mehr für die Provinz Ibaraki (nur für Kleinkinder).
Aktuelle Wetterlage
Gemäß ZAMG ist aufgrund eines Hochdruckeinflusses bis Freitag verbreitet mit niederschlagsfreien Verhältnissen zu rechnen.
Am Dienstag ist im Raum Fukushima mit schwachen bis mäßigen Winden aus Westen bis Nordwesten zu rechnen. In Tokio bleibt es bei schwachem Wind aus Norden, wodurch auch radioaktive Stoffe aus Fukushima in Richtung Tokio transportiert werden könnten.
Am Mittwoch dreht die generelle Windrichtung im Tagesverlauf auf eine süd- bis südwestliche Komponente.
Sonstige Informationen
Das im BMI eingerichtete bundesweite Call-Center für Anfragen aus der Bevölkerung ist unter folgender Telefonnummer erreichbar: 059133 9500.
Die Importe von Lebens- und Futtermitteln aus Japan werden auf Basis einer Verordnung der Europäischen Kommission auf Radioaktivität kontrolliert.
Reisewarnungen und -empfehlungen sind auf der Homepage des Außenministeriums unter www.bmeia.gv.at zu finden.
Die Strahlenschutzabteilung des Lebensministeriums überwacht rund um die Uhr die Situation.